Das Jahr 2016 neigt sich dem Ende entgegen und unweigerlich blicke ich auf mein Foto-Jahr 2016 zurück. Es sind wieder unzählige Fotoserien entstanden. Meist abstrakt oder auf der minimalistischen Seite. Auffallend dabei ist, dass mich auch dieses Jahr Wasser immer wieder in seinen Bann gezogen hat. War es letztes Jahr das „Spielen“ mit Reflexionen. So stand 2016 mehr das Wasser als solches im Fokus. Wasser ist alltäglich und doch scheint man es nicht „fassen“ zu können. Das macht es aber gerade um so spannender, denn mit Hilfe der Kamera, kann man Wasser ganz ander sehen lernen.
Wassertropfen- täglich zigfach gesehen. Wirklich? Es muss doch noch Sichtweisen geben, die für uns ungewohnt, wenn nicht sogar fremd sind. Es ist wie eine Art Suche nach weiteren Perspektiven oder gar weiteren "Realitäten" jenseits des alltäglichen Blickwinkels.
Lichteinfall, Ausschnitt, Standort und schon können Wassertropfen sich ganz anders „darstellen“ als wir es im Alltag gewohnt sind. Wir bezweifeln eventuell sogar, dass wir wirklich Wassertropfen sehen. Super, für mich ist das ein Kompliment, denn dann ist es mir gelungen, alltägliches in einem ganz neuen „Licht“ abzubilden.
Unser Sehen entsteht immer im Zusammenspiel mit unserem Gehirn. Eindrücke werden gefiltert und was unser Auge an Signalen an das Gehirn weiter geben kann, ist durch die Bauweise des Auges vorbestimmt.
An Staustufen, Wasserfällen und in fließenden Gewässer bilden sich ständig neue dynamische Formen und Wassertropfen, die wir mit unserem Augen in vorherbestimmter Weise wahrnehmen können. Die Kamera eröffnet uns neue Möglichekiten unser Umfeld neu entdecken zu können.
Kurze Belichtungszeiten lassen das Wasser nahe zu „einfrieren“. Es können Formen und Wasserspritzer festgehalten werden, die wir in unserer Realität so nicht erkennen können. Ein Teil des Wasser scheint zu fließen und zugleich schweben Wassertropfen in der Luft.
Es lohnt sich auch mal Stativ und Graufilter mit an ein fließendes Gewässer zunehmen. Der Graufilter ermöglicht es auch bei guten Lichtverhältnissen länger zu belichten. Je nach Aufnahmesituation und Graufilter können Belichtungszeiten von 30 Sekunden und mehr machbar sein.
Durch eine längere Belichtungszeit kann der fließende Eindruck von Wasser verstärkt und herausgearbeitet werden. Das Wasser erscheint auf der Aufnahme plötzlich, wie von einem Maler mit dickem Pinsel auf die Leinwand aufgetragen. Treibt man das auf die Spitze, entstehen abstrakte Aufnahmen, die kaum noch mit Fotografie in Verbindung gebracht werden. Gleichzeitig entfernt man sich damit auch immer mehr von dem was, wir im Alltag wahrnehmen. Es ist für mich wie ein Blick in eine sonst verborgende Welt.
Eine flüchtige Welt. Egal wie gut wir Kamera, Aufnahmetechnik und Bildaufbau beherrschen. Was wir niemals beeinflussen können ist das „Verhalten“ des Wassers selbst. Erfahrung hilft zwar das mögliche „Verhalten“ des Wassers besser einschätzen zu lernen und damit antizipierend den Auslöser im „richtigen“ Moment zu drücken. Schlussendlich bleibt einem aber nur zu akzeptieren, dass ein großer Teil der Aufnahme mit von Zufall bestimmt wird.
Dieser „experimentelle“ Anteil ist für mich die Herausforederung. Es geht für mich nicht nur darum, das Foto zumachen, dass ich mir anfänglich vorgenommen habe, sondern offen zu sein, für das was einem das Wasser anbietet.
Eine Kombination aus Erfahrung, Planung, Offenheit und Geschehenlassen hat mir so manches interesaante Foto in 2016 eingebracht, das jenseints meiner Vorstellung lag. Weitere Fotos unter Abstrakt - Wasser