Charles Fréger – Vom europäischen „wilden Mann“ zu „japanischen Monstern“

 

Der französische Fotograf Charles Fréger ist schon seit längerem für seine Portrait Serien bekannt. In 2010 begann er mit der Serie „Wilder Mann“ für die er über 2 Winter durch rund 19 europäische Länder gereist ist. Im Fokus standen traditionelle Masken und Kostümierungen. Als die Serie beendet war, suchte Fréger ähnliche Traditionen in der Welt. Er hatte von rituellen Maskierungen in Japan gehört. Als er für eine Ausstellung nach Japan reiste wurde ihm Unterstützung für sein Vorhaben angeboten. 3 Jahre später und nach fünf Reiesen nach Japan war die Serie "Yokainoshima – Insel der Monster" fertig.

 

Fotos - Wilder Mann

In Süddeutschland kennt man die Fasnet. Es haben sich je nach Region zig Masken und Kostüme entwickelt. Von Hexen, Teufel, Wilden Leuten bis hin zu Bären und anderen Tierkostümierungen. Ähnliche Traditionen gibt es in ganz Europa bei denen sich Menschen mit Hilfe von Fellen, Stroh oder Leinen in Kreaturen verwandeln, die halb Tier halb Mensch sind. Fréger hat diese Traditionen der Verkleidung in Europa aufgespürt und fotografisch umgesetzt.

In der japanischen Kultur spielen seit Jahrhunderten Yokai (Fabelwesen) eine große Rolle. Hier gibt es zig Kategorien von Geistern, Damonen und Teufeln. Man begegnet ihnen in Tempel, Schreinen, in der Literatur, im Noh Theater und natürlich sind diese „Wesen“ auch in Mangas und Animes zu finden. Zu den bekanntesten gehören Onis, Kappa, Tengu und Kitsume (Füchse). Viele regionale Matsuri (Feste), die über das ganze Jahr stattfinden, wittmen sich auch Yokai’s. Z.B.am 3./4. Februar ist Setsubun in Japan. An diesem Tag werden Onis mit Soyabohnen aus dem Haus getrieben. Im Gegensatz zu Europa finden diese rituellen Feste nicht nur auf dem Land sondern auch mitten in der Stadt statt.

Fréger hat in ganz Japan solche Fabelwesen fotografiert. Hintergrund für die Aufnahmen bildete die regionale Umgebung, wobei Fréger sich auch die Freiheit raus nahm, Löwen im Wasser zu fotografieren. Was im ersten Moment erst mal ungwöhnlich erscheint. Bei eingen Charakteren, die in ganz bestimmten Schreinen beheimat sind, wurden ihm Restriktionen bezüglich des Aufnahmeortes auferlegt. Die Auswahl der „Kreaturen“ erfolgte nach rein ästhetischen und persönlichen Vorlieben.

 

In früheren Serien hat Fréger meist Gruppen von „uniformierten“ fotografiert. Das waren nicht nur millitärisch geprägte Gruppen, sondern auch Schüler in Schuluniformen. Im Vordergrund seiner Fotografien steht das Herausarbeiten der Gemeinsamkeiten zwischen den Individuen, so dass die Charakteren mehr als Silhoutten betrachtet werden. Als Hintergrund für die Portaits wählte Fréger auch hier ein natürliches Umfeld. Weiteres typisches Merkmal für die Portraits von Fréger ist weiches Licht ohne Schattenbildung.

 

 

 

 

 

Fotos - Yokainojima


Auf Grund der immer ähnlichen Vorgehensweise ist es möglich Fotos aus unterschiedlichen Serien nebeneinander abzubilden ohne dass ein störendes Gefühl entsteht. Die passen zusammen, weil Ähnlichkeiten und Verbindungen vorhanden sind und manchmal lassen sich sogar universale Gemeinsamkeiten zwischen den fotografierten Gemeinschaften erkennen.

Es bleibt zu wünschen das Fréger seine Suche nach „Wilden Kreaturen“ auf anderen Kontinenten fortsetzt und um weitere Serien erweitert.